Die Geschichte der Burgenländischen Ungarn:
Die Burgenländischen Ungarn (alternativ auch Burgenlandungarn, Burgenlandmagyaren, ungarisch: "őrvidéki magyarok", "várvidéki magyarok" oder "burgenlandi magyarok" genannt) sind die Angehörigen der im Burgenland beheimateten bodenständigen (autochtonen) ungarischen Volksgruppe. Sie sind die Nachfahren derjenigen kleinadeligen Grenzwächter, welche einst die ungarische Westgrenze beschützt haben.
Nach der Niederlage der Ungarn bei der Schlacht auf dem Lechfeld (955 n. Chr) begann Großfürt Géza mit dem Ausbau des ungarischen Staatswesens. Teil dieser Struktur war auch die Bewachung und der Schutz der Grenze, welche im Rahmen des sog. "Gyepűsystems" stattfand. Der "Gyepű" war ein Grenzschutzsystem der Ungarn im Mittelalter und bestand vom 10. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Gyepű schützte einerseits das ungarische Binnenland nach außen, andererseits auch die einzelnen Stammesniederlassungen der Ungarn untereinander. Er war ein System von mehreren hintereinandergeschalteten Grenzschutzlinien mit Erdburgen und Grenzwächtersiedlungen an Stellen die am leichtesten zu verteidigen waren. Dazwischen lag unwegsames und gering bevölkertes Ödland (Gyepűelve).
In diesen Grenzwächtersiedlungen lebten entweder „Grenzbeobachter“ oder „Grenzschützer“. Die heutigen Ortsnamen mit der Endung „-wart“ - wie Unterwart, Oberwart, Siget in der Wart - weisen noch auf die Siedlungsräume der „Grenzwarte“ hin, während Ortsnamen mit der Endung "-schützen" wie Oberschützen, Unterschützen, Deutsch-Schützen oder Schützen am Gebirge jenen Raum markieren, in denen die damaligen, bewaffneten „Grenzschützer“ ihre Aufgabe verrichteten. Für ihre verantwortungsvolle Aufgabe wurden die Bewohner dieser Ortschaften in den Kleinadelsstand erhoben und unterstanden direkt dem König. Im Zuge der Türkenkriege des 16. Jahrhunderts kamen nicht nur kroatische Siedler ins Land, es wurde auch das ungarische Siedlungsgebiet getrennt, wodurch die Grenzwächter nunmehr in so genannten Sprachinseln zu leben hatten. An der besonderen gesellschaftlichen Stellung der ungarischen Grenzwächter änderte dies jedoch nichts. Sie erhielten sogar noch einen stärkeren Zuzug aus dem Hinterland, da die Steuerfreiheit und die Freiheiten des Kleinadelsstatus sehr verlockend waren.
Die Grenzwächtersiedlungen konnten sich über Jahrhunderte halten, die Bewohner genossen noch bis 1848 königliche Privilegien.
Das Gebiet des heutigen Burgenlandes gehörte bis 1921 zu Ungarn. Obwohl viele Ungarn (vorallem auch Akademiker) in den 20-er Jahren nach Ungarn oder auch nach Amerika ausgewandert sind, nach dem Anschluss an das Großdeutsche Reich in Österreich der ungarischsprachige Unterricht abgeschafft wurde und es auch zu einer wesentlichen Einschränkung der Brauchtumspflege kam, die burgenländischen Magyaren durch die kommunistische Machtergreifung in Ungarn sowie durch den Eisernen Vorhang kulturell völlig isoliert wurden, leben auch heute noch Nachfahren dieser ehemaligen Gerenzwächter und auch -schützer in diesen Ortschaften.
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