Oberdorf:
"Es wird kundgemacht..." rührte der Kloarichta seine Trommel und überbrachte den Oberdorfern stets die neuesten Nachrichten und Botschaften der Gemeinde. Zu berichten dürfte es immer genug gegeben haben: Die einst in Rotenturmer Besitz befindliche Ortschaft wechstelte im Lauf der Jahrhunderte zwischen Katholisch und Evangelich, Österreichisch und Ungarisch (Őrállás) hin und her. Das bäuerlich geprägte Dorf liegt übrigens in jeder Hinsicht "oben": kartografisch im nördlichsten Teil der Teilbachsiedlungen gelegen, erstreckt es sich über Anhöhen zwischen den Tälern des Rennbaches, Hasdelbaches und Teichbaches.
Erzählt wird in Oberdorf auch von verbotenen Wäldern, in denen der Irrsinn sein Unwesen treibt. Unweit davon offenbart ein Teich sein Geheimnis: weshalb der Müßiggang die Karpfen dazu bewogen hat, sich ein Schuppenkleid anzulegen...
Rotenturm an der Pinka:
Rotenturm scheint schon immer ein belebtes und völkerverbindendes Pflaster gewesen zu sein. Fundorte belegen Siedlungen bereits in der Eisen- und Bronzezeit, das Schloss zeigt maurische Stilelemente und heute beleben Ungarn, Deutschsprachige, Kroaten und Roma die Ortsteile der "Europagemeinde". Nach dem Verlust des Marktrechts an Oberwart im Jahre 1841 hat sich Rotenturm als Standort für Industriegewerbe, wie eine Mühle, eine Email-, ein Säge- sowie Ziegelwerk, etabliert.
Vom Schloss der Familie Erdődy, Wahrzeichen des Ortes, wird berichtet, Riesen und Zwerge hätten vor Jahrtausenden den roten Turm in den Schnee gebaut, damit er sich für alle Zeit an die Kraft der Sehnsucht erinnere. Eibn anderes Märchen erzählt über den Ortsteil Siget in der Wart - zu deutsch "Insel" - wie es sich als Eiland aus dem grünen Urmeer erhoben hat und durch welche List es Fruchtbarkeit erlangte...
Oberwart:
Wer heute genüsslich Würstel verspeisend dem bunten Treiben am Mittwochsmarkt folgt, wird sich kaum der Schafhirten entsinnen, die vor tausend Jahren einst diese karge Gegend besiedelten. Aus den späteren kleinadeligen Grenzwächtern und Reitertruppen der Magyaren (Ungarn) machten sich die ihrer Vorrechte beraubten "Warter Ungarn" ab dem 19. Jahrhundert als Viehändler, Handwerker und Markttreibende verdient. Mit dem 1841 erlangten Marktrecht begann der wirtschaftliche Aufstieg des Städtchens, das 1921 einen Monat lang sogar den Rang eines eigenen Staates, "Lajtabánság", besaß.
Weshalb die Tiere dem Storch den besten Platz am Anger gewährten, welche Melodien einen Ochsen seelig stimmen, warum der Schatten über die Seelen lacht, wie sich die Häuser Ihre Arkaden erträumt haben und so einiges mehr erfahren Sie an den Stationen in und um Oberwart.
Unterwart:
Zwei Tage brauchte der Csizmenmacher für die Anfertigung eines schönen paars Stiefel. Getragen wird Schuhwerk dieser Art noch heute, insbesondere von den Männern und Frauen der Volkstanzgruppen. Im ungarischsprachigen Unterwart strotzen Lied und Volkslied, Tanz und Laientheater, Literatur und Kunst vor Lebendigkeit. Unter den Handwerkern, Handels- und Gewerbetreibendendieses traditions- und kulturreichen Ortes taten sich besonders die Tuchmacher hervor, die nebst eigener Zunft sogar eine Handwerksfahne die ihre nennen durften.
Eine Station an der Pinka erzählt, wie sie die Sehnsucht des Meeres stillt. Wer weiß begehrt es, was das wispernde, nicht geschriebene Buch der Bäume anderswo berichtet: von einer steinernen Eiche, die angefüllt mit den Geräuschen der Ewigkeit unsterblich wird - oder wie sich die Hirten des Ortsteiles Eisenzicken sich ein Feld der Sattheit erdachten.